Mein Schutzkreis für 2022

von Künstlername

Weibliche Krebse auf dem Prüfstand

Die Krebsfrau ist die geborene Mutter und verkörpert, ähnlich einer italienischen mamma mit Pasta und veritablem Busen oder der First Lady einer Nation, das Urmütterliche schlechthin. Männer erliegen ihr, so wie sie ihrer Mutter erlegen sind. Ein Mann, der einer Krebsfrau nicht huldigt, hat wohl ein ungelöstes Mutterproblem.
Leider stimmt der Schluss nicht auch andersherum. Man kann nicht davon ausgehen, kein Mutterproblem zu haben, wenn man eine Krebsfrau liebt. Es gibt auch scharenweise Männer, die genau deswegen auf sie fliegen, weil sie endlich erhoffen, „Mamas Liebling“ zu sein. Somit steckt jede Krebsfrau in der misslichen Lage, ihren Partner nicht nur als Mann und Vater ihrer Kinder zu nehmen, sondern häufig auch als Klienten – mit ihr als Psychotherapeutin, die unter Umständen kranke Männerphantasien zurechtrücken muss.
Sie ist schön, egal, wie sie aussieht, denn sie strahlt innere Schönheit aus. Sie fühlt sich als richtige Frau und gibt damit einem Mann das Gefühl, ein richtiger Mann zu sein. Sie verbreitet einen Zauber, dem auch die Freunde ihres Mannes erliegen. Sie hat Magie; was sie berührt, vermehrt sich, in ihrer Umgebung blüht und reift das Leben. Sie ist unglaublich reich an inneren Ressourcen und seelischer Kraft.
Existieren etwa jetzt noch irgendwelche Zweifel, dass sie die Beste ist? Nennen wir sicherheitshalber auch ihre Nachteile: Sie ist sagenhaft ungerecht, wenn es um das Thema Eifersucht geht. Sie erlaubt sich, jederzeit mit anderen Männern zu flirten und zu schäkern. Tut er’s, ist er ein Schuft. Jeder Mann gerät neben ihr allmählich an den Rand einer Persönlichkeitsspaltung: Einmal will sie ihn als Sohn, dann als Mann, und drittens soll er ihr Daddy sein.
Oh, und dann noch ihre Launen! Wer die verstehen will, studiere zuerst Freuds Psychoanalyse, dann die Quadratur des Kreises und zum Schluss Einsteins Relativitätstheorie … Sie ist dermaßen launisch, dass man nicht einmal das Zimmer verlassen kann, ohne sicher sein zu können, dass sie, wenn man zurückkommt, nicht eine ganz andere ist.

Männliche Krebse auf dem Prüfstand

Der Krebsmann verkörpert das Ideal eines gefühlvollen, zärtlichen, romantischen Mannes, der Frauen versteht und ihnen das Gefühl vermittelt, etwas Besonderes, Einmaliges zu sein. Er kommt auch nicht wie ein Aufreißer daher; eher ist er schüchtern und wartet mit dem Balztanz, bis die Frau die Initiative ergreift. Überhaupt versteht er es prächtig, bei einer Frau Muttergefühle zu wecken. Und ist er nicht tatsächlich wie ein kleiner Junge, der nicht richtig weiß, was in dieser rauen Welt gespielt wird? Braucht er nicht eine starke Frau an seiner Seite, die ihn dirigiert, ihn unterstützt und aufbaut, ihn tröstet und bemuttert?
Aber Vorsicht! Dieser Mann vergleicht jede Frau – unbewusst oder wissentlich – mit seiner eigenen Mutter. Und es gehen bestimmt Wochen, Monate, wenn nicht Jahre dahin, bis er endlich seiner Frau das Kompliment macht: „Jetzt hast du meine Mutter eingeholt …!“
Es gibt allerdings auch Krebsmänner, die behaupten, mit ihrer Mutter fertig zu sein. Diese wiederum sind mit besonderer Vorsicht zu genießen. Denn was die Großhirnrinde glaubt, ist noch lange nicht die ganze Wahrheit. Viel eher will ein Krebs, der sagt, er sei fertig mit dem „Muttertrip“, nur ganz besonders verhätschelt werden.
Ist es ein Krebsmann wert, dass man auf ihn wartet, um ihn kämpft und mit seiner Mutter konkurriert? Ehre, wem Ehre gebührt! Niemand weiß eine Frau besser zu verwöhnen, göttlicher zu bekochen, zärtlicher zu liebkosen und ausdauernder zum Höhepunkt zu bringen als er. Natürlich hat so viel Hingabe auch ihren Preis: Krebse wollen ihre Partnerin ganz und immer, da wird nicht gehandelt. Gefrustete Ehefrauen finden bei ihnen kein aufbauendes Ruheplätzchen und erlebnishungrige Teenies keine nächtliche Schlafstelle. Und allen Neugierigen, die von ihrem zarten Fleisch zwar naschen, aber auf die Köstlichkeiten anderer astrologischer Vertreter nicht verzichten möchten, droht ultimativ die rote Karte: aus! Ein Krebsmann will alles!
Gibt er auch genauso viel zurück? Solange man nichts Unmögliches von ihm verlangt, ja! Der Krebsmann ist der Typ, der sich immer vor seine Frau und seine Kinder stellen wird. Auch in wirtschaftlicher Hinsicht ist ein Krebs eine gute „Anlage“. Er hat einen Instinkt für Geld, er besitzt alle Voraussetzungen, dafür zu sorgen, dass man eines Tages in einem Häuschen oder wenigstens einer schönen Penthousewohnung leben kann.
Keine Nachteile? Doch! Er ist schrecklich eifersüchtig, und man wird ihm wohl niemals richtig beibringen können, dass es keinen Mangel an Männlichkeit bedeutet, wenn er nicht so tierisch ausflippt bei jedem Gespräch seiner Frau mit einem anderen Mann. Er ist hoffnungslos altmodisch, und es kostet ihn große Mühe, einzusehen, dass die Frau jederzeit auch ihren „Mann“ stehen kann. Am schlimmsten aber ist seine Launenhaftigkeit: Heute strahlt er Sie an, schenkt Ihnen einen goldenen Ring – einfach so. Er lädt Sie ins Drei-Sterne-Restaurant ein, massiert Sie einen ganzen Abend lang hingebungsvoll … Und dann, am nächsten Morgen, schaut er Sie nicht mal an, verlässt das Haus ohne jeden Gruß: Was, um Gottes willen, ist geschehen? Nichts. Oder nichts, was diesen Persönlichkeitswandel würde auch nur annähernd erklären können. Vielleicht hat er schlecht geträumt. Oder der Mond ist schuld …

Sind Krebse gut im Bett?

Ein Krebs empfindet eine derartige Frage als Zumutung. Man kann ein Bett danach testen, ob es gut ist, das heißt weich und bequem, und wie man darauf liegt, aber niemals einen Menschen und seinen intimsten Ausdruck, nämlich die Sexualität! Auf der anderen Seite ist ein Krebs wie alle Wasserzeichen unglaublich neugierig. Setzen Sie sich ans Meer oder an einen Fluss und legen Sie irgendetwas Glitzerndes an den Rand des Wassers, zum Beispiel eine Glasscherbe, in der sich die Sonne spiegelt – und warten Sie. Wenn nur irgendwo in der Nähe ein Krebs haust, kommt er schließlich aus seinem Versteck, vorsichtig mit seinen langen Fühlern tastend, immer bereit zur Flucht. Genauso ist jeder Krebsgeborene. Sosehr er sich auch entrüstet über derartige Untersuchungen, so sehr will er es wissen. Der waschechte Krebsmann ist der klassische Pornokonsument – heimlich natürlich. Und die Krebsfrau tuschelt über nichts lieber hinter vorgehaltener Hand als ebendie Ergebnisse solcher „unzumutbaren“ Untersuchungen.
Also, wie fällt er jetzt aus, der Test für den Krebs in puncto Sex? Er kann sich sehen lassen! Vielleicht ist der Krebs in technischer Hinsicht nicht auf dem neuesten Stand. Sicher wird er trotz seiner Neugier von der einen oder anderen Hemmung gehindert, etwas auszuprobieren, was an die Grenze zur Unnatürlichkeit reicht. Aber all dies macht er durch seine Hingabe leicht wieder wett. Bei der Kür gehört er sicher nicht zu den Gewinnern, aber dafür bei der Pflicht, weil er sie so zärtlich, so offen, so gefühlvoll zelebriert.
Wenn ein Krebs nicht gerade durch irgendeine sexualfeindliche Haltung verbogen wurde, bekommt er bei jedem Geschlechtsverkehr einen Orgasmus, egal, ob Mann oder Frau; und jedes Mal fliegt er davon, gleitet auf Wolke sieben und ist so dabei, als ginge es tatsächlich immer darum, wieder ein Kind zu empfangen bzw. zu zeugen. Liebe mit einem Krebs ist schlichtweg himmlisch und ohne jeden schalen Beigeschmack.

Sind Krebse gute Partner?

Wenn man mit einem Krebs verheiratet ist oder mit ihm in einer sogenannten eheähnlichen Gemeinschaft lebt, beginnt das Leben im Schlafzimmer. (Über seine Künste im Bett wurde ja soeben berichtet. Hier geht es um etwas anderes, nämlich die Atmosphäre.) In den ersten ein bis zwei Jahren genügen einem Krebs ein großes Bett, passende Musik, viele Kerzen, Kissen und einige Pflanzen. Nach dieser Zeit wandert sein Interesse aus dem Schlafzimmer in die Küche. Er kauft Pfannen, Töpfe, das neueste Mixgerät, und er braucht unbedingt einen geräumigen Kühlschrank, einen großen Gefrierschrank und vor allem einen riesigen Herd. Ab sofort geht bei ihm die Liebe durch den Magen. Und wenn die Partner wissen wollen, ob sie ihr Krebs noch liebt, sollten sie unbedingt seine Pasta, seine Marillenknödel oder sein Kalbsbries versuchen.
Nach weiteren ein bis zwei Jahren wird dann ein anderer Lebensraum entdeckt und eingerichtet: bequeme Sessel, Sofas und vor allem Bücher und Musik. Jetzt spielt sich die Liebe vorm Fernseher oder bei gemeinsamer Lektüre von Journalen und Büchern ab. Aber auch hierbei vermag man zu messen, wie groß des Krebses Liebe ist, nämlich daran, wie viele Stunden man so gemeinsam verbringen kann. Während dieser ganzen Jahre ist alles gewachsen. Zunächst Sie, der Partner eines Krebses: Sie haben die ganze erotische Phantasie erfüllt und sind damit ein zufriedener Mensch geworden. Dann Ihr Schlafzimmer: Es ist gemütlich und sauber, und die Pflanzen reichen in der Zwischenzeit bis an die Decke. Ihre Küche könnte in jedem Magazin für „schöneres Wohnen“ abgebildet werden (und die Gerichte Ihres Krebses stehen denen in einem Sternelokal nicht viel nach). Jetzt haben wir noch nicht erwähnt, dass auch Ihr Familienstand auf mindestens zwei Kinder, eine Katze und/oder einen Hund angewachsen ist. Übertrieben? Dann haben Sie keinen hundertprozentigen Krebs an Ihrer Seite – oder Sie kennen ihn noch nicht lange genug …

Über die Treue der Krebse

Ein richtiger Krebs hebt alles auf. In seinem Keller bzw. auf dem Speicher stehen immer noch die Spielsachen seiner Kinder, oft sogar auch noch die eigenen. Vielleicht finden sich sogar ein paar Windeln darunter, die damals nicht gebraucht wurden. Im Wohnzimmer ist ganz bestimmt ein Regal oder eine größere Kiste, ausschließlich für Bilder reserviert. Darin gibt es unzählige Fotos, nicht unbedingt vom Krebs selbst, aber von seinen Kindern, Eltern, den Großeltern und natürlich vom Partner bzw. von der Partnerin. Irgendwo befindet sich der Schlüssel zum ersten Fahrradschloss …
Wohlverstanden, es geht nicht um all die Gegenstände an sich, sondern um die daran geknüpften Erinnerungen und Emotionen. Letztendlich ist es diese kleine Portion Seele, die an jedem Bild, jedem Schmuckstück klebt. Kann man so etwas einfach verbrennen oder auf den Müll werfen?
Nein, Krebse sind nicht treu – sondern super-, mega-, wahnsinnstreu. Sie sind so treu, dass man einen Krebs über Jahre in einem Betrieb schlichtweg vergessen kann: Er wird nicht kündigen. Sie sind so treu, dass ihr Partner eine Geliebte bzw. einen Geliebten haben kann: Sie werden ihn nicht vor die Tür setzen. Sie sind so treu, dass ihre Kinder sie nach Strich und Faden belügen können: Sie werden sie nicht im Stich lassen, wenn sie mal in der Patsche sitzen.
Natürlich ist auch bei Krebsen irgendwann der letzte Tropfen gefallen: Sie kündigen, reichen die Scheidung ein, werfen ihre Kinder aus dem Haus – aber in ihrem Herzen bleibt es immer so, wie es war, als sie sich alle einmal liebten …

Das Eifersuchtsbarometer

Es ist nicht einfach, die Eifersucht von Krebsmenschen in Worte zu fassen. Auf der einen Seite leidet ein Krebs natürlich entsetzlich, wenn er befürchtet, seine geliebte andere Hälfte zu verlieren. Das ist, als würde man einen Teil aus ihm herausreißen, als hörte die Sonne plötzlich auf zu scheinen … Krebse können aus Eifersucht leiden wie Tiere, werden stumm, ziehen sich zurück, sagen kein Wort mehr, sind unansprechbar. Auf der anderen Seite ist die Liebe eines Krebses so groß, dass er sich selbst verbietet, seinem Partner Hürden in den Weg zu legen, wenn dieser eigene Wege einschlägt. Sosehr er leidet, so sehr gönnt er seinem Partner doch, dass er Glück und Liebe auch „außer Haus“ sucht. Es ist ein schier unlösbarer Konflikt zwischen Eifersucht, fast krankhaftem Besitzstreben und Festhalten einerseits und genauso großem Mitgefühl andererseits.
Daher ist es wichtig, dass sich kein Krebs zu etwas zwingt, was ihm gegen den Strich geht. Wenn er eifersüchtig ist, soll er ruhig lamentieren, sich beschweren, eine Szene machen … Still vor sich hin zu leiden schadet ihm sehr.

So hält man Krebse bei guter Laune

Der Krebs ist ein Haustier. Wie gesagt fühlt er sich nirgends so wohl wie in den eigenen vier Wänden. Daher macht man ihm auch keine größere Freude, als ihm dabei zu helfen, sein geliebtes Zuhause noch schöner werden zu lassen. Man schenke ihm ein Bild, ein Kissen, Kerzen, Musik, ein scharfes Küchenmesser, Kochbücher oder Ähnliches. Genauso glücklich ist er, wenn man ihn bei sich zu Hause bekocht, statt ihn in ein Restaurant zu entführen. Natürlich kriegt einer, der kein Krebs ist, den Nudelsalat niemals so schmackhaft hin wie ein Juni-Juli-Geborener. Auch die Gastfreundschaft wird nie dermaßen freundlich und herzlich sein. Trotzdem ist der Krebs froh, nicht in irgendeinem unpersönlichen Restaurant zu sitzen, wo ihn allemal die Seele zwickt und zwackt.
Des Weiteren muss eines von vornherein klar sein: Seine Familie geht vor! 99 von hundert Krebsen lieben ihre Familien, und es ist sehr unwahrscheinlich, dass Sie gerade an den einen geraten sind, der dies nicht tut: Also reden Sie nur in den allerbesten Tönen von Ihren Eltern – und natürlich erst recht von seinen, gleich, ob Sie sie schon gesehen haben oder nicht.
Sie müssen, wenn Ihr Krebs jung ist und noch keine eigenen Kinder hat, natürlich damit rechnen, dass er sehr bald welche haben möchte. Also schauen Sie sich schon mal nach einer größeren Wohnung um!
Ist Ihr Krebs älter, war er verheiratet, ist jetzt geschieden, dann gehen seine Kinder immer vor! Nehmen wir an, Ihre neue Krebsliebe hat einen Sohn, der Sie bei der ersten Zusammenkunft ignoriert. Dann haben Sie eigentlich schon verloren, es sei denn, es gelingt Ihnen, das Gemüt dieses Kindes doch noch irgendwie umzustimmen. Das Gleiche gilt für seine Katze und seinen Hund. Wenn Sie also einen Krebs glücklich machen wollen, dann freunden Sie sich mit seinen Kindern, seinen Tieren und Pflanzen an, bevor Sie die Frage stellen, ob er Sie heiraten möchte.

Zum Schluss zu diesem Thema noch allerlei und bunt gemischt, was der Krebs in jedem Fall mag: Kissen, Kerzen, Trödel, Vergangenheit, Wohnwagen, Bettflasche, Mond, Lagerfeuer, Wasser, Hautkontakt, Schleierkraut, Gebrüder Grimm, Tausend-und-eine-Nacht, Bratapfel, Zahl 4, Silber, Lotus-Blüte, Spitzen, Dasy, Schöner Wohnen, Murmeln, Speicher, Rum, Kochlöffel, Sherry

Und er mag auf keinen Fall: Verlogenheit, Streit, Rivalität, Umzug, Entrümpelung, Lärm, Abschied, Prüfung, Uniform, Druck